Blick über den Tellerrand - Höchster Kreuzweg in den Alpen

Die 2015 eingeweihte Hubertuskapelle ist die erste Kreuzwegstation. Foto: Michael Bogedain In Prägraten, im schönen Virgental, in Osttirol/Österreich gibt es einen Kreuzweg, der vom Frühjahr bis zum Herbst zu wunderbaren Erlebnissen und Momenten einlädt. Er ist der höchste Kreuzweg der Alpen, der sich, je nach Verlauf der Jahreszeiten, zu Karfreitag noch hinter Schnee und Wolken versteckt. Da er vom Tal aus bis auf Berggipfel über 3000 m Höhe führt, ist im Frühjahr, im Herbst oder auch nach Wetterstürzen im Sommer erhöhte Vorsicht geboten, eine entsprechende Ausrüstung ist unumgänglich.

Der aus Bochum stammende Bergführer Rüdiger Edling hat den neuen Pilgerweg 2016 angelegt. Die Idee gärte in ihm seit Jahren, im Oktober 2016 wurde dann endlich Eröffnung gefeiert.

"In unseren Bergen, in Prägraten am Großvenediger, findet ihr den höchsten Kreuzweg der Alpen (Hochalpine Pilgerroute). Er soll uns an unsere christlichen Wurzeln erinnern und uns helfen, andere Menschen, besonders Leidende und Verfolgte, durch unser Gebet oder Opfer zu unterstützen," schreibt Pfarrer Damian Frysz aus Prägraten im Vorwort des Pilgerbuches und weiter: "Jesus hat an seinem Kreuzweg verschiedene Menschen getroffen: Einige haben ihn verlacht, andere haben über ihn geweint wieder andere haben ihm geholfen. In den Bergen lernen wir Solidarität. Man kann nicht nur an sich selber denken, wenn jemand in Not ist. Auch dieser neue Kreuzweg soll uns lehren, den anderen zu helfen, mit Notleidenden zu teilen und nicht gleichgültig zu bleiben."

Die 5. Station des Kreuzweges ist die Kreuzspitze. Foto: Leo Bstieler Die Mitgestalter des hochalpinen Kreuzweges schreiben zu den Beweggründen für diesen Kreuzweg: "Staunen Sie hier am Ende des schönen Virgentales über die grandiose Bergwelt. Natur, Arbeit und Frömmigkeit zeigen keine Risse - Gipfelkreuze, Wallfahrten, und Bergmessen sind so selbstverständlich wie eine leckere Brotzeit, gut gelaunte Osttiroler und ein erfrischendes Bier. Das war ansteckend und so haben wir bei neuen Gipfelkreuzen geholfen - ein alpiner Kreuzweg über einige Dreitausender schlich sich beschwingt in unsere Köpfe: Wo sind wir Gott näher, wenn nicht dort oben an den Gipfelkreuzen?" Weiter schreiben sie: "Es möge gelingen: Öffnen Sie im Blickfeld der wunderbaren Bergwelt an den heiligen Orten des Kreuzweges Ihre Sinne. Sie werden es fühlen: Gott liebt und beschenkt Sie über alle Maßen! Gehen - besser steigen Sie beiden Spuren nach. Bei Ihrer guten Einkehr in der Pfarrkirche zum Hl. Andreas in Prägraten werden Sie müde, aber mit guten Gedanken auf viele Begegnungen schauen. Gehen Sie mit Gottes Segen, gutem Schuhwerk, erholsamen Pausen, freundlichen Menschen und neuen Eindrücken diesen Kreuzweg. Verweilen, sehen, staunen,denken, beten ... nichts wird wie vorher sein - nehmen Sie seine Geschenke an."

Der Bürgermeister von Prägraten, Anton Steiner, erinnert in seinem Vorwort zum Pilgerbuch an die Schöpfungsgeschichte und meint: "Unser Kreuzweg soll den Weg zu einem historisch gewachsenen Wertegerüst zurückzeigen."

Die 2015 eingeweihte Hubertuskapelle ist die erste Kreuzwegstation. Foto: Michael Bogedain Start des Kreuzwegs ist an der Hubertuskapelle in Hinterbichl am Ende des Virgentals. Die erst 2015 geweihte Kapelle liegt auf 1285m Höhe. Bis zur Heilig Geist Kapelle in Bichl bleibt der Weg eher eben. Doch bereits die Neue Sajathütte, erreichbar nach ungefähr 5 Stunden liegt auf 2575m Höhe. Hier sollte die erste Übernachtung erfolgen.

Weiter geht es am zweiten Tag bis zur Eisseehütte, die auf 2521m Höhe liegt. Hierhin gibt es zwei Wege. Für die Alpinisten geht es über die Kreuzspitze (3164m) und die Tulpspitze (3054m). Die Gehzeit beträgt 5 - 6 Stunden. Der Weg bietet herrliche Aussichten. Unerfahrene Bergwanderer sollten für die klettersteigähnlichen Abschnitte durchaus eine Klettersteigausrüstung mitnehmen.
Diejenigen, die nicht ganz soweit hinauf wollen, haben die Möglichkeit über einen Höhenweg mit Querung der Zopatklamm in ca. 3 Stunden die Eisseehütte zu erreichen.  

 

Auf der Tulpspitze ist die 6. Station. Foto: Leo Bstieler Am dritten Tag folgt der zweite hochalpine Kreuzweg-Abschnitt zu den Stationen 8, 9 und 10. Von der Eisseehütte geht es über die Weißspitze (3300m Höhe) und die Seewandspitze zurück zur Eisseehütte. Die 10. Station ist auf der Weißspitze gleichzeitig der höchste Punkt des Kreuzweges. Für den Weg sollten 5 - 6 Stunden eingeplant werden. Wer mag kann ein letztes Mal im Gebirge übernachten und am nächsten Morgen in aller Ruhe absteigen. Die anderen gehen in ca. 3 Stunden entlang der weiteren Stationen stetig bergab über die Bodenalm bis zur Pfarrkirche in Prägraten.

Insgesamt ist die Strecke 29,9 bzw. 24,9 km lang, je nach dem welche Variante gewählt wird. Sie ist sehr anspruchsvoll und es empfielt sich durchaus, sich einem Bergführer anzuvertrauen.

An den 14 Kreuzwegstationen sind Wegtafeln aufgestellt, die von Raimund Gröfler erstellt wurden.


Am Eissee ist die 8. Station. Alle Kreuzwegtafeln wurden von Raimund Gröfler gestaltet. Foto: Leo Bstieler Zum Kreuzweg gibt es ausführliche Beschreibungen. Hier finden Sie auch eine interaktive Karte.

Es wurde auch ein Pilgerbuch mit ausführlichen Beschreibungen, vielen Bildern und nützlichen Tipps erstellt. Die Informationen und das Pilgerbuch finden Sie hier.

Eine gute und umfangreichste Darstellung des höchsten Kreuzwegs der Alpen finden Sie in einer Reportage von einer gemeinsamen Begehung des Pilgerweges der Redakteurin Christina Geyer mit Bergführer Sigi Hatzer. Zur Reportage.